Aburasokomutsu Sushi
Ein umfassender Überblick über Escolar Oder Buttermakrele in der japanischen Sushi-Küche

アブラソコムツすし 、 油底鯥寿司
Illustration der Sushi-Zutat oder Spezies, die als aburasokomutsu bekannt ist

Was ist Aburasokomutsu?


Aburasokomutsu ist die japanische Bezeichnung für den Escolar, der im Handel, aber auch in westlichen Sushi-Restaurants, vermeintlich als „Butterfisch“ bezeichnet wird. Entgegen dieser Bezeichnung, gehört der Escolar jedoch nicht zur Familie der Butterfische, sondern zählt zu den Schlangenmakrelen. Insbesondere in deutschen Sushi-Restaurants findet sich Escolar mittlerweile häufiger in der Sushi Auslage oder der Speisekarte.

Ein Nigiri Sushi, das mit der Zutat Escolar zubereitet wurde, liegt auf einer kleinen Platte in einem Sushi-Restaurant.

SushiPedia. Escolar Nigiri Sushi. Alle Rechte vorbehalten ©

Die Bezeichnung „Butterfisch“ oder „Buttermakrele“ entspringt einer rein kommerziellen Motivation und soll so für den Verbraucher ansprechender klingen. Sein vollmundiger, sehr fettiger und leicht süßlicher Geschmack, der an Butter erinnert, lässt sich jedoch nicht verleugnen.

Aburasokomutsu als Zutat für Sushi und Sashimi


Zu kaum einem anderen Fisch passt die fälschliche Bezeichnung „Butterfisch“ besser als zum Aburasokomutsu. Das strahlend matt weiße Fleisch ist fest, sehr zart, voll im Geschmack und wird begleitet von Aromen, die auffällig stark nach Butter schmecken. Im Vergleich zum Thunfisch, ist das Fleisch etwas säuerlicher und weniger frisch im Geschmack.

Bei der Zubereitung als Sushi oder Sashimi, sollte man auf den übermäßigen Einsatz von Sojasauce oder Wasabi verzichten; ein sparsames Bestreichen ist mehr als ausreichend. Alternativ harmonieren die buttrigen Aromen sehr gut mit einem Spritzer Zitrus (z.b. yuzu). Da das Fleisch des Aburasokomutsu wachsähnliche Lipide enthält, sollte man vom Verzehr größerer Mengen Abstand nehmen. Wachsähnliche Lipide können nämlich Verdauungsprobleme verursachen (Keriorrhoe).

Lebensmittelbetrug

Untersuchungen, die unter anderem von der Meeresschutzorganisation Oceana durchgeführt wurden, zeigten auf, dass Aburasokomutsu sowohl in Restaurants als auch auf Fischmärkten falsch etikettiert wurde. Die Oceana-Studie kam zu dem Schluss, dass im Zeitraum von 2010 bis 2013 etwa 84 % der 114 als weißer Thunfisch identifizierten Proben tatsächlich Escolar waren. [1]

Die falsche Kennzeichnung, ob aus Unwissenheit oder Täuschung, stellt insbesondere beim Aburasokomutsu ein ernstes Problem dar. Aburasokomutsu kann beim Verzehr durch seine im Fleisch enthaltenen wachsähnlichen Lipide Verdauungsstörungen, vornehmlich Diarrhoe bzw. Keriorrhoe erzeugen. Diese Lipide sind hitzebeständig und zerfallen nicht beim Erhitzen. In Ermangelung von spezifischen Dosis-Wirkungs-Studien innerhalb der medizinischen Literatur, werden bereits Dosen von 95 Gramm als abführend geschätzt. Für Fische, die zur Familie der Schlangenmakrelen gehören, hat das deutsche Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz per Verordnung eine Kennzeichnungspflicht erlassen. Demnach dürfen diese Fische nur mit dem Hinweis, das Muskelfleisch könne Stoffe enthalten, die nach dem Verzehr zu Verdauungsstörungen führen können, in den Verkehr gebracht werden.

Aburasokomutsu in Japan


Im Juni 1998 erkrankten einundzwanzig Menschen in einem Restaurant in Tokio an einer Lebensmittelvergiftung, ausgelöst durch den Verzehr von gekochtem Fisch auf der Mittagskarte. Ihre Hauptsymptome waren Hautreizungen, Kopfschmerzen sowie Herzklopfen. Folglich wurde bestätigt, dass es sich bei dem für die Vergiftung verantwortlichen Fisch um Aburasokomutsu handelte. [2]

Das japanische Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales (厚生労働省) listet Aburasokomutsu als Risikoquelle für natürliche Vergiftungen durch abnormale Lipide und hat diesen seit 1981 für den Konsum verboten. [3]

Ökologie von Aburasokomutsu


Ein fangfrischer Fisch (escolar, japanisch aburasokomutsu) liegt auf Eis.
Charakteristisch ist die auffallend dunkle Färbung der Schuppen.

Allen Shimada. Lepidocybium flavobrunneum NOAA. U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration, NMFS OST. Einige Rechte vorbehalten: Public Domain

Aburasokomutsu bevorzugt gemäßigte und tropische Gewässer, besonders an Kontinentalhängen, auf der ganzen Welt. Sie sind in der Regel einzeln oder paarweise anzutreffen, gewöhnlich in einer Tiefe von 200 bis 1100 m. Ausgewachsene Exemplare können eine Größe von über 2 m erreichen und wiegen bis zu 45 kg. Jungtiere im Besonderen, aber auch größere Individuen, wandern nachts vertikal an die Oberfläche, um sich dort von Fischen, Krustentieren und vor allem Tintenfischen zu ernähren.

Ökonomie von Aburasokomutsu


Balkendiagramm, das den Escolar-Fang in Tonnen für Venezuela, Portugal, Spanien, Ecuador und Indonesien von 2020 bis 2022 zeigt. Spanien hatte 2020 den höchsten Fang, während Ecuador im Laufe der Jahre einen stetigen Anstieg zeigte. Quelle: FAO 2024 Fischerei- und Aquakulturstatistiken.
Das Balkendiagramm zeigt den Fang von Aburasokomutsu (Escolar) in Tonnen aus fünf Ländern (Venezuela, Portugal, Spanien, Ecuador und Indonesien) über drei Jahre (2020, 2021 und 2022). Die Daten zeigen erhebliche Schwankungen.

SushiPedia. Escolar-Fang in Tonnen (2020-2022) - FAO Daten. Alle Rechte vorbehalten ©

Die Wirtschaft von Aburasokomutsu, bekannt als Lepidocybium flavobrunneum, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter sein wirtschaftlicher Wert, seine ökologische Auswirkung und die Herausforderungen bei der Identifikation und dem Management. L. flavobrunneum wird gelegentlich in der Lieferkette für Fischereiprodukte falsch identifiziert und etikettiert, was das Vertrauen der Verbraucher untergräbt und wirtschaftliche Transaktionen stört [4]. Zudem wird er manchmal zur Verfälschung von hochwertigen Meeresfrüchteprodukten verwendet, was zu wirtschaftlichen Verlusten und potenziellen Gesundheitsrisiken für die Verbraucher führt [5]. Trotz seines relativ geringen wirtschaftlichen Wertes als Beifang in einigen Fischereien [6], wie der pelagischen Langleinenfischerei der USA, ist das Verständnis seiner Fangmenge pro Aufwandseinheit (CPUE) und seiner biologischen Merkmale für ein nachhaltiges Management entscheidend [6] [7].

Zusammenfassend ist die Wirtschaft von Lepidocybium flavobrunneum zwar gering, jedoch komplex. Sie wird von Faktoren wie Falschetikettierung, illegaler Fischerei und der wirtschaftlichen Rentabilität der Fischereien beeinflusst. Nachhaltige Managementpraktiken, die auf integrierten ökologisch-ökonomischen Modellen basieren und effektive Maßnahmen zur Bekämpfung illegaler Fischerei beinhalten, sind entscheidend, um die langfristige wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit der Escolar-Fischereien zu sichern.

Saisonkalender für Aburasokomutsu


Der dargestellte Kalender gibt keine Auskunft über die Fangzeiten, sondern kennzeichnet die Zeiträume, in denen Aburasokomutsu als besonders schmackhaft gilt.

Warnungen im Zusammenhang mit Aburasokomutsu


Gempylid: Der Verzehr, insbesondere größerer Mengen, kann Verdauungsprobleme (Keriorrhea) verursachen. Keriorrhoe ist die Produktion von fettigem, orangefarbenem Stuhl, die durch den Verzehr von unverdaulichen Wachsestern entsteht. Personen mit Magen- oder Darmreizungen sollten gänzlich auf den Verzehr verzichten. [8]
Scombrotoxin: Das Fleisch ist reich an freiem Histidin, so dass durch den Verderb hohe Konzentrationen an Histamin entstehen. Histamin in grossen Mengen wirkt als Toxin, das weder durch Einfrieren noch Erhitzen zerstört wird. Um eine Scombroid-Lebensmittelvergiftung zu vermeiden, sollte der Fisch unmittelbar nach dem Fang gekühlt und umgehend verarbeitet werden. Nachfolgendes Kochen, Räuchern oder Einfrieren eliminiert die Toxizität des Histamin nicht. [8]

Video über Aburasokomutsu Sushi


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Externes Video verfügbar auf youTube.com: Von KHON2 News. Beware sushi menus that offer 'white tuna' or 'white maguro'

Arten von Aburasokomutsu


Die folgenden Arten gelten als authentisch für Aburasokomutsu. Entweder historisch, gemäß dem Verbreitungsgebiet oder nach der gängigen Praxis in der heutigen Gastronomie.

Lepidocybium flavobrunneum
Scombriformes > Gempylidae > Lepidocybium

IUCN StatusNicht gefährdet
Wirtschaftliche Bedeutung
Unbekannt

Fanggebiete
Atlantik (nordwestlich, nordöstlich, westlich, südwestlich, südöstlich, östlich), Indischer Ozean (westlich, östlich), Pazifik (nordwestlich, östliche Mitte, südwestlich, südöstlich, westliches Zentrum)
Trivialnamen
Japanisch
aburasokomutsu (アブラソコムツ、油底鯥、脂底鯥), sattou (サットウ)
Deutsch
Escolar, Schlangenmakrele
Englisch
escolar, snake mackerel

Quellen und weiterführende Literatur


  • [1]Kimberly Warner, Walker Timme, Beth Lowell, Michael Hirshfield. Oceana Study Reveals Seafood Fraud Nationwide. Oceana Inc., Washington. 2013
  • [2]Kimiko Kan, Hirofumi Ushiyama, Tetsuya Shindo, Shinichi Uehara, Kazuo Yasuda. 『アプラソコムツによるヒスタミン食中毒 (Outbreak of Histamine Poisoning Due to Ingestion of Fish, "Abura-sokomutsu". Lepidocybium flavobrunneum)』. Journal of the Food Hygienic Society of Japan (Shokuhin Eiseigaku Zasshi, 食品衛生学雑誌) 42 (2). 2000. DOI: 10.3358/shokueishi.41.116.
  • [3]Ministry of Health, Labour and Welfare (厚生労働省), www.mhlw.go.jp. Risk profile of natural toxins: Fish: abnormal lipids (自然毒のリスクプロファイル:魚類:異常脂質)
  • [4]Hwang, Chiu-Chu, Chia-Min Lin, Chun-Yung Huang, Ya-Ling Huang, Fang-Chin Kang, Deng‐Fwu Hwang, Yung‐Hsiang Tsai. Chemical characterisation, biogenic amines contents, and identification of fish species in cod and escolar steaks, and salted escolar roe products. Food Control 25 (1) 415-420. 2012. DOI: 10.1016/j.foodcont.2011.11.008.
  • [5]Ye, L. and Xin, H. and Qu, M. and Jiang, Y. and Guo, Y. and Li, F. and Li, N. and Tan, Z. and Wang, L.. Development of duplex real‐time polymerase chain reaction for simultaneous detection of oilfish‑ and escolar‐derived components. Journal of the Science of Food and Agriculture 101 (5) 1792-1799. 2020. DOI: 10.1002/jsfa.10793.
  • [6]Juan C. Levesque. Evolving Fisheries: Today’s Bycatch is Tomorrow’s Target Catch - Escolar (Lepidocybium flavobrunneum) Catch in the U.S. Pelagic Longline Fishery. The Open Fish Science Journal 3 (1) 30-41. 2010. DOI: 10.2174/1874401x01003010030.
  • [7]Rochman F. , Jatmiko I. , & Wujdi A.. Biology and cpue spatial distribution of escolar lepidocybium flavobrunneum (smith, 1843) in eastern indian ocean (evolving fisheries: today’s by-catch is tomorrow’s target catch). Indonesian Fisheries Research Journal 22 (1) 27. 2016. DOI: 10.15578/ifrj.22.1.2016.27-36.
  • [8]Fish and Fishery Products Hazards and Controls Guidance, Fourth Edition – June 2021. U.S. Department of Health and Human Services, Food and Drug Administration Center for Food Safety and Applied Nutrition. 2021
  • Christine Dodd, Tim Grant Aldsworth, Richard A. Stein. Foodborne Diseases. Academic Press, Cambridge, Massachusetts, United States. 2017
  • Harlan Walker. Fish: Food from the Waters, Proceedings Of The Oxford Symposium On Food And Cookery 1997. Prospect Books, London. 1998
  • Jacob H. Lowenstein, George Amato, Sergios Orestis Kolokotronis. The Real maccoyii: Identifying Tuna Sushi with DNA Barcodes – Contrasting Characteristic Attributes and Genetic Distances. PLOS One 4 (11). 2009
  • National Oceanic and Atmospheric Administration, National Marine Fisheries Service. Draft Environmental Impact Statement Fishery Management Plan for Pelagic Fisheries of the Western Pacific Region: Environmental Impact Statement, United States.. Research Corporation of the University of Hawaii, URS Corporation, Honolulu. 2000
  • P. Berman, E. H. Harley, A. A. Spark. Keriorrhoea – the passage of oil per rectum – after ingestion of marine wax esters. South African Medical Journal 59 (22) 791-792. 1981
  • Rainer Froese, Pauly Daniel. FishBase. The Leibniz Institute of Marine Sciences at the University of Kiel, FishBase.org, 2019. Quelle abgerufen am 24.12.2020
  • Steve Taylor. Advances in Food and Nutrition Research, Academic Press. Academic Press, Cambridge, Massachusetts, United States. 2009
  • IUCN Red List of Threatened Species. Version 2023-1

Bildnachweise


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Veröffentlicht: 27.9.2020
Aktualisiert: 19.6.2024