27. Dezember 2020
12. Januar 2022

Awabi Sushi

アワビすし

Seeohr

Fotografie eines Awabi Sushi

Was ist Awabi (Seeohr)?

Seeohren werden in Japan als Awabi bezeichnet und sind eine Gattung großer Meeresschnecken, die in ihrer Form an eine Ohrmuschel erinnern. Sie gelten vor allem in Asien als begehrte Delikatesse und sind besonders in Japan eine gefragte Zutat für die Zubereitung von Sushi und Sashimi. Hochwertige Exemplare erzielen hohe Marktpreise und zählen zu den teuersten Sushi-Zutaten.

Awabi als Zutat für Sushi und Sashimi

Es sind zwei Abalonen bzw. Seeohren (japanisch „Awabi“) zu sehen. Eine davon zeigt die Unterseite, die andere die Oberseite. Sie haben die ideale Größe für die Zubereitung von Sushi oder Sashimi.
Deutlich zu sehen ist der kräftige, ovale Fuß der Abalone, mit dem sie sich in Küstennähe an Felsen festhalten. Aus diesem Muskelfleisch lässt sich schmackhaftes Sushi oder Sashimi zubereiten.

In Japan wird das Muskelfleisch der Awabi für die Zubereitung unterschiedlicher Speisen sehr geschätzt. Bei der Zubereitung von Sushi oder als Sashimi, spielt die Frische der Awabi eine zentrale Rolle. Aus diesem Grund werden sie zumeist erst kurz vor der Zubereitung getötet. Gegessen wird lediglich der muskulöse Fuß, der in Scheiben geschnitten zubereitet wird. Die Konsistenz ist knusprig und fest, aber nicht zäh.

Neben der rohen, frisch zubereiteten iki awabi (活きアワビ) wird ebenso die gekochte Variante mushi awabi (蒸しアワビ) als nimonodane Sushi sehr geschätzt. Die Awabi wird vor dem Kochen gesalzen und anschließend beispielsweise in einer Mischung aus Sake und Wasser erhitzt. Von sehr großen Awabi, wie der madaka-awabi, gilt die gekochte Leber als besondere Delikatesse. Außerdem sagt man in Japan, dass der Geschmack der männlichen Awabi, denen der weiblichen Exemplare überlegen sei.

Awabi in Japan

Neben der Zubereitung als Sushi oder Sashimi findet man unterschiedliche Gerichte, in denen Awabi gedünstet, gesalzen, gekocht, gehackt oder in Sojasauce gekocht zubereitet wird. In manchen Regionen Japans gilt die Leber der Awabi als besondere Delikatesse. Eine der wohl ungewöhnlichsten Zubereitungsmethoden ist eine Suppe aus gesalzenen Seeohren, vermengt mit Yamswurzeln (awabi no tororo-jiru, 鮑のとろろ汁).

In Japan ist es Brauch, jemandem Awabi zu schenken, dem man ein langes Leben wünscht. Der Brauch ist der Tatsache geschuldet, dass das Fleisch von Awabi sehr elastisch ist und man diese Metapher auf das Leben des Beschenkten übertragen möchte [Volker 1975].

Im alten japanischen Volksglauben (shintō), dient Awabi als Symbol der weiblichen Fruchtbarkeit. Weil das Aussehen der Awabi den weiblichen Genitalien und Schamlippen ähnelt, wird sie von den Japanern als Umschreibung der Vulva genutzt [Krauss, 1909], [Kassachau & Eguchi, 2015].

Eng verbunden mit den Seeohren ist die japanische Tradition der Ama (海人), die japanische Bezeichnung für Apnoe-Muscheltaucher. Dabei handelt es sich üblicherweise um Frauen, die neben anderen Meeresfrüchten ebenfalls nach den begehrten Seeohren tauchen.

Abalone aufgereiht in Schalen auf einem japanischen Fischmarkt.
Lebende Abalone (katsu awabi, 活アワビ) auf einem japanischen Fischmarkt.

Charakteristika & Ökologie von Awabi (Seeohr)

Seeohren erreichen eine Größe von bis zu 20 cm. Die Form unterscheidet sich je nach Art in ihrer Ausprägung. Seeohren bevorzugen felsige Riffe in einer Tiefe von etwa 20 m. Als Nahrung dienen ihr hauptsächlich Braunalgen. Es ist fast unmöglich, weibliche und männliche Seeohren von außen zu unterscheiden. Unterscheiden lässt sich das jeweilige Geschlecht, in dem man die Abalone öffnet und die Farbe der Keimdrüsen vergleicht. Die Keimdrüsen der männchlichen Exemplare sind weißlich und die der weiblichen hingegen grünlich.

Kuro-awabi


Unter Liebhabern gilt Kuro-awabi, wörtlich übersetzt „schwarzes Seeohr“, als die schmackhafteste Awabi-Art und wird dementsprechend teuer gehandelt. Außerdem sagt man, dass Kuro-awabi am besten für Sashimi geeignet ist, da ihr festes Fleisch angenehm duftet und voll im Geschmack ist. Als beste Jahreszeit gilt der späte Frühling bis zum Sommer.

Kuro-Awabi wird auch als O-gai bezeichnet, das sich als männliche Awabi bzw. Muschel versteht.

Ezo-awabi


Der Geschmack von Ezo-awabi ist dem von Kuro-awabi ähnlich und wird ebenfalls als hochwertige Zutat gehandelt. Da es sich um eine Unterart von Kuro-Awabi handelt, sind die geschmacklichen Aromen, die Textur als auch der Duft nicht wesentlich anders. Am schmackhaftesten sind wilde Expemplare im Winter, Tiere aus Aquakultur sind das ganze Jahr über verfügbar und wohlschmeckend.

Megai-awabi


Megai-awabi gehört zu den größeren Arten und wird vorzugsweise für die Zubereitung von gekochten Gerichten verwendet. Das Fleisch ist zwar spürbar zarter und weniger knusprig, aber für die Zubereitung als Sushi oder Sashimi geschmacklich der Kuro- und Ezo-awabi unterlegen. Am schmackhaftesten sind Megai-awabi während der Sommerzeit.

Megai-awabi wird im Japanischen auch als „weibliche Muschel“ (mengai, メンガイ, 雌貝) bezeichnet.

Ökonomie von Awabi

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben die Bestände durch Überfischung stark abgenommen. Insbesondere in Asien, als auch entlang der Westküste der USA und in Australien, werden einige Arten kommerziell in Aquakulturen gezüchtet. Die Muscheln der Seeohren werden als dekorative Gegenstände und als Perlmuttquelle unter anderem für Schmuck und Intarsien geschätzt.

Der größte Anteil des Weltmarktes im Jahr 2018 stammt laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen [FAO FishstatJ, 2020] überwiegend aus China (83 %), gefolgt von Südkorea (10 %) und Australien (2 %).

Diagramm, das den Verlauf des globalen Fangs von Abalone zeigt.
Seit den 2000er Jahren dominiert der Anteil von Abalone, die aus Aquakultur stammen.
Awabi Nigiri Sushi, das auf einem Teller liegt. 
				Dennis Schilder. 
				Iki Awabi Sushi (活あわび). 
				
				Copyright ©.
Abalone mit Shiso und Pum-Sauce als Nigiri-Sushi auf einem Teller. 
				TheDeliciousLife. 
				Live Abalone with Shiso and Pum Sauce. 
				flickr.com. 
				Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0).

Weiterführende Informationen zum Urheber können dem Abschnitt Bildnachweise entnommen werden.

Video

Externes Video eingebettet von youtTube.com: SUSI TOMOKI. Master's Genuine Nigiri-Zushi Series 6 Preparation of Abalone for Sushi Ingredient

Spezies von Awabi

Die folgenden Arten gelten als authentisch für Awabi. Entweder historisch, gemäß dem Verbreitungsgebiet oder nach der gängigen Praxis in der heutigen Gastronomie:

Japanischer Name
Gewöhnliche Namen, Wissenschaftlicher Name
ezo-awabi
エゾアワビ
Hokkaidō Seeohr
Haliotis discus hannai
Familie: Haliotidae
fukutokobushi
フクトコブシ
Verschiedenfarbiges Seeohr
Haliotis diversicolor
Familie: Haliotidae
kuro-awabi
クロアワビ
Scheiben Seeohr
Haliotis discus discus
Familie: Haliotidae
madaka-awabi
マダカアワビ
Madaka Seeohr
Haliotis madaka
Familie: Haliotidae
megai-awabi
メガイアワビ
Riesen Seeohr
Haliotis gigantea
Familie: Haliotidae

Die folgenden Arten können als Ersatz für Awabi angesehen werden. Entweder auf der Grundlage genetischer Verwandschaft oder da sie geschmacklich oder optisch ähnlich sind:

Japanischer Name
Gewöhnliche Namen, Wissenschaftlicher Name


Südafrikanisches Seeohr
Haliotis midae
Familie: Haliotidae


Schwarzes Seeohr
Haliotis cracherodii
Familie: Haliotidae


Weißes Seeohr
Haliotis sorenseni
Familie: Haliotidae


Pinkes Seeohr
Haliotis corrugata
Familie: Haliotidae


Grünes Seeohr
Haliotis fulgens
Familie: Haliotidae
aka-awabi, Osutoraria-awabi
アカアワビ、オストラリアアワビ
Schwarzlippen Seeohr
Haliotis rubra
Familie: Haliotidae
akane-awabi
アカネアワビ
Rote Seeohr
Haliotis rufescens
Familie: Haliotidae
seiyou-tokobushi
セイヨウトコブシ
Gemeines Seeohr, Grünes Seeohr
Haliotis tuberculata
Familie: Haliotidae
usuhira-awabi
ウスヒラアワビ
Grünlippen Abalone
Haliotis laevigata
Familie: Haliotidae

Quellen und weiterführende Literatur

  • [FishStatJ, 2021]: Fisheries and Aquaculture Department. Fishery and Aquaculture Statistics. Global production by production source 1950-2019 (FishstatJ). Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), Rome. 2021. Online abgerufen am 12. Mai 2021.
  • [Kasschau & Eguchi, 2015]: Anne Kasschau, Susumu Eguchi. Using Japanese Slang: This Japanese Phrasebook, Dictionary and Language Guide Gives You Everything You Need To Speak Like a Native!. Tuttle Publishing, Boston. 2015.
  • [Kishi, 1986]: Asako Kishi. Sushi: A Light and Right Diet. Japan Publications, Tokyo. 1986.
  • [Koizumi, 1994]: 小泉 武夫. 奇食珍食 (engl. Strange Food and Rare Food). Chūōkōron Shinsha, Tokyo (中央公論新社, 東京都). 1994.
  • [Krauss, 1909]: Friedrich S. Krauss. Anthropophyteia. Deutsche Verlagaktiengesellschaft, Leipzig. 1909.
  • [Nakahara, 2019]: 中原 一歩. 「㐂寿司」のマダカは幻の鮑。 (engl. Madaka of "Kizushi" is a phantom abalone.). Dancyu, President Co., Ltd.. 2019. https://dancyu.jp/. Online abgerufen am 20. März 2021.
  • [Trenor, 2009]: Casson Trenor. Sustainable Sushi: A Guide to Saving the Oceans One Bite at a Time. North Atlantic Books, Berkeley. 2009.
  • [Volker, 1975]: T. Volker. The Animal in Far Eastern Art: And Especially in the Art of the Japanese Netzsuke, with References to Chinese Origins, Traditions, Legends, and Art. Koninklijke Brill, Leiden. 1975.

Bildnachweise

  1. Dennis Schilder. Iki Awabi Sushi (活あわび). Lizenz: Copyright ©.

  2. TheDeliciousLife. Live Abalone with Shiso and Pum Sauce. flickr.com. Lizenz: Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0). Veränderungen vorgenommen: Bildqualität, Helligkeit, Kontrast, Farbe, Schärfe, Anschnitt.

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