Hirame Sushi
Ein umfassender Überblick über Japanische Flunder, Scheinbutte in der japanischen Sushi-Küche

ヒラメすし 、 鮃寿司
Foto eines frisch zu bereiteten Sushi (nigiri sushi) mit der Zutat, die den japanischen Namen Hirame trägt.

Was ist Hirame?


Hirame , der japanische Name für die Japanische Flunder (Paralichthys olivaceus), nimmt eine prominente Rolle in der kulinarischen Tradition Japans ein, insbesondere bei der Zubereitung von Sushi und Sashimi. Diese Spezies, die eine hohe Wertschätzung genießt, erzielt aufgrund ihrer Qualität, besonders bei Exemplaren aus Wildfang, regelmäßig hohe Marktpreise. Der Begriff hirame-ka ヒラメ科, übersetzt als „Flunder-Familie“, erweitert diesen Kontext auf eine Gruppe von Plattfischen, zu der die Japanische Flunder zählt. Diese Klassifikation umfasst diverse Arten, die in den Gewässern um Japan und weiteren Regionen vorkommen und sowohl für die kommerzielle Fischerei als auch für die Gastronomie von erheblicher Bedeutung sind. Anders gesagt, der Begriff Hirame bezieht sich auf die gesamte Familie der Scheinbutte (Paralichthyidae), einschließlich des Hirame selbst als eigene Art innerhalb dieser Gruppe.

Jungetiere bzw. Hirame, die kleiner als 40 cm sind oder weniger als 1 kg wiegen, bezeichnet man als soge ソゲ [1].

Hirame für Sushi oder Sashimi


Das feste und äußerst helle Hirame Fleisch eignet sich wunderbar für die Zubereitung von Sushi und Sashimi. Besonders frische oder sehr große Exemplare haben eine zähe Konsistenz. Durch das Ruhenlassen, bzw. kontrollierte Altern, wird das Fleisch zarter und aromatischer. Der Geschmack von Hirame ist mild und delikat, seine Textur ist elastisch und fest. Das Fleisch erscheint hell weiß bis leicht rosa. Je nachdem welches Teilstück des Fisches verwendet wird, kann es rosa Schattierungen, gräuliche Schichten oder ausgeprägte Adern aufweisen.

In der japanischen Küche, insbesondere in der Sushi-Gastronomie, unterteilt man Fische nach dem Erscheinungsbild ihres Fleisches. So unterscheidet man zwischen rotem Fleisch (akami), weißem Fleisch (shiromi) und Fischen, die mit der silbernen Haut serviert werden (hikarimono). Hirame wird zu den weißfleischigen Fischen gezählt.

Der König der Weißfische in der kalten Jahreszeit ist Hirame.

Jiro Ono, Sushi Koch[2]

Da besonders frische oder sehr große Exemplare eine feste Textur aufweisen, sollte man diese unter Kühlung ruhen lassen. Die Reifezeit ist abhängig von der Größe des Fisches und kann von mehreren Stunden bis hin zu drei Tagen andauern. Durch das Reifen wird das Fleisch zarter und gewinnt zusätzlich an Aroma. Als ausgesprochen schmackhaft gelten mittelgroße Hirame von ca. 2 bis 2,5 kg, mit einem leicht rundlichen und fleischigen Körper.

Engawa えんがわ【縁側】

Engawa Sushi, elegant angerichtet mit einem Zweig grünem Shiso auf schwarzem Hintergrund.

SushiPedia. Engawa Sushi - Das subtile Highlight aus der Sushi-Welt. Alle Rechte vorbehalten ©

Das Fleisch aus den Rücken- und Hinterflossenmuskeln des Hirame wird als Engawa bezeichnet und besonders wegen seiner festen als auch fetthaltigen Beschaffenheit und den intensiven Aromen geschätzt. Dank des hohen Fettgehalts, schmeckt es leicht süßlich und bietet dem Gaumen einen angenehmen Nachgeschmack. Da Engawa aus den Flossensektionen stammt, ist die Ausbeute an verwertbarem Fleisch dementsprechend begrenzt und hoch im Preis.

Illustration eines Hirame-Flunder mit markierten Engawa-Teilstücken Migigawa und Hidarigawa für Sushi-Zubereitung.
Engawa bezeichnet die feinen Randstücke des Hirame, die in der Sushi-Zub für ihre besondere Textur und ihren intensiven Geschmack geschätzt werden.

Unbekannter Autor. Engawa Hirame Sushi – Einzigartigkeit in Textur und Aroma. Alle Rechte vorbehalten ©

Die traditionellen Schriftzeichen für Engawa (縁側) bedeuten im Japanischen „Aussenseite“. Gleichsam steht Engawa für den Holzbalkon eines traditionellen Wohnhauses. Mit ein bisschen Fantasie lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem gestreiften Engawa Fleisch und dem parallelen Verlegemuster des Bodens eines Engawa-Balkons erkennen.

Beste Jahreszeit

Ein japanisches Fischerboot fährt an einem Herbstmorgen zum Fischen. Der Herbst ist eine gute Zeit, um Hirame für köstliches Sushi zu fangen.
Ein Fischerboot liegt im ruhigen Wasser eines Hafens bei Sonnenaufgang, umgeben von den ersten Nebelschwaden des späten Herbstes, ein Zeichen dafür, dass die Saison für Hirame beginnt.(Symbolbild)

SushiPedia. Japanisches Fischerboot in der Herbstsaison. Alle Rechte vorbehalten ©

Die beste Jahreszeit für Hirame beginnt im späten Herbst und endet im mittleren Frühling. Junge Hirame, genannt Soge, sind bereits ab Mitte September bis Ende Oktober schmackhaft und eignen sich als Alternative bis zum Beginn der Zeit, in der die ausgewachsenen Tiere an Geschmack gewinnen. Während der kalten Wintermonate legen die Fische sichtbar an Fett zu und werden rundlicher. Durch den gestiegenen Fettgehalt erhält das ansonsten äußerst helle Fleisch einen bernsteinfarbenen Ton. Der Farbton gilt als Indikator für die Geschmacksqualität; je bernsteinfarbener das Fleisch des Hirame ist, desto qualitativ hochwertiger ist der Geschmack.

Hirame aus industrieller Zucht ist ganzjährig in einer guten Qualität verfügbar.

Hirame in Japan


In der japanischen Umgangssprache gibt man Personen, die sich besonders um die Gunst ihres Vorgesetzten kümmern, den spöttischen Spitznamen „Hirame Person“ (hirame ningen, ヒラメ人間). Dieser Ausdruck ist eine Anspielung auf die Augen des Hirame, die ständig nach oben schauen; ähnlich wie ein Mensch, der ständig nur nach seinen Vorgesetzten schaut und um deren Aufmerksamkeit buhlt.

Als regionale Spezialität gelten Hirame aus der Stadt Hirado (ひらどし、平戸市) in der Präfektur Nagasaki. Alljährlich wird während der Fangsaison, von Mitte Januar bis Ende März, das Hirado Hirame Fest (hirado hirame matsuri, 平戸ひらめまつり) ausgerichtet. Während dieser Zeit bieten die dortigen Restaurants wild gefangene Hirame in unterschiedlichen Variationen zu besonderen Preisen an.

Wichtige Zentren der Fischerei von Hirame sind die Präfekturen Hokkaido, Aomori, Nagasaki, Niigata und Ibaraki. In der industriellen Aquakultur spielen die Präfekturen Oita, Ehime, Kagoshima, Mie und Nagasaki eine bedeutende Rolle.

Das traditionelle Schriftzeichen 鮃 für Hirame setzt sich aus den Zeichen 魚 für Fisch und 平 für flach zusammen.

Charakteristika und Ökologie von Hirame


Hirame sind nachtaktive Fische, die sich tagsüber fast vollständig im Sandschlamm verstecken. Bei Einbruch der Dunkelheit begeben sie sich auf die Jagd nach Krebstieren, kleinen Fischen, Schnecken und Würmern. Darüber hinaus besitzen die Fische die Fähigkeit, ihre Körperfarbe dem Meeresboden anzupassen und sich so gegenüber potenziellen Fressfeinden zu tarnen.

Ihre maximale Größe beträgt 1 m bei einem Maximalgewicht von 9 kg. Gewöhnlich sind sie ca. 50 bis 70 cm lang und wiegen zwischen 1,2 kg und 3 kg. Exemplare mit einer ungefähren Länge von 30 cm werden als Soge bezeichnet.

Der natürliche Lebensraum erstreckt sich vom Ochotskischen Meer, entlang der Küsten des Japanischen Meers, über das Südchinesiche Meer bis zum Golf von Thailand und den Küsten Indonesiens. Hirame bevorzugt küstennahe Gewässer mit einer Tiefe von 10 bis 200 m. Gelegentlich trifft man auf Hirame im Brackwasser von Flussmündungen.

Von Aufrecht zu Flach: Die Metamorphose des Hirame

Ein Hirame beginnt sein Leben zunächst als aufrechter Fisch. Bereits in den ersten Lebenswochen startet die Metamorphose, in der sich sein Körper so verschiebt, dass die Augen und weitere Teile des Rumpfes Richtung der Mittellinie des Fisches wandern. Nach ungefähr 5 bis 6 Wochen ist die Entwicklung zum „Plattfisch“ abgeschlossen.

Ökonomie von Hirame


Ein Diagramm, das die Produktionszahlen von Hirame, wissenschaftlich als Paralichthys olivaceus bekannt, von 1950 bis 2018 darstellt. Das Diagramm zeigt zwei Produktionsmethoden: Aquakultur (marine) in Pink und Fang in Dunkelpink. Das Lebendgewicht in Tonnen wird auf der Y-Achse angezeigt, beginnend von 0 bis zu 60.000 Tonnen. Das Diagramm zeigt einen stetigen Anstieg der Aquakulturproduktion über die Jahre mit Schwankungen in den Fangraten. Die Datenquelle wird der FAO 2020, Fischerei- und Aquakulturstatistik, zugeschrieben.

SushiPedia. Produktionsdaten von Hirame (Paralichthys olivaceus) von 1950 bis 2018. Alle Rechte vorbehalten ©

Aquakultur

Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind Japan und Südkorea die einzigen Produzenten von Hirame, sowohl aus Seefischerei als auch aus industrieller Aquakultur. Gleichermaßen stellt Hirame in beiden Ländern den größten Anteil an gezüchteten Plattfischen dar.

Im Gegensatz zu wilden Exemplaren, weisen jene Gezüchtete aus Aquakultur oft eine Fehlpigmentierung auf der Blindseite (Unterseite) auf. Diese Pigmentstörung wurde zwar auch bei Wildfischen beobachtet, ist aber bei weitem nicht so häufig zu beobachten wie bei Hirame aus Aquakultur. Es lässt sich also, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, somit eine optische Unterscheidung zwischen Hirame aus Aquakultur und eines wilden Exemplars vornehmen. Die Ursache für das Auftreten dieser Muster ist noch nicht geklärt und Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen.

Saisonkalender für Hirame


Der dargestellte Kalender gibt keine Auskunft über die Fangzeiten, sondern kennzeichnet die Zeiträume, in denen Hirame als besonders schmackhaft gilt.


Um Informationen zum Autor zu erhalten, klicken Sie bitte auf das Bild.

Warnungen im Zusammenhang mit Hirame


Parasiten: Das Fleisch, insbesondere von wild gefangenen Exemplaren, kann von Parasiten befallen sein, die Infektionskrankheiten verursachen. Eine Infektion kann vermieden werden, wenn das rohe Fleisch eingefroren und mindestens 7 Tage bei einer Umgebungstemperatur von -20°C oder tiefer gelagert wird. Pökeln und Einlegen in Salz- oder Essiglösung reicht nicht aus, um die Parasiten zu eliminieren. Wenn das Produkt in Aquakultur gezüchtet wurde, sollten nur rohe Meeresfrüchte aus Produktionsstätten verzehrt werden, deren Produkte für den Rohverzehr zugelassen sind. [3]
Arzneimittelrückstände: Die Verwendung nicht zugelassener Medikamente oder der Missbrauch zugelassener Medikamente bei Fischen oder Meeresfrüchten aus Aquakultur stellt eine potenzielle Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Verzehren Sie nur rohe Meeresfrüchte aus Produktionsanlagen, deren Produkte für den Rohverzehr zugelassen sind. [3]

Video über Hirame Sushi


Play

Externes Video verfügbar auf youTube.com: Von Tetrapod Lobo. #Shinkei-zime amazing Hirame #How to fillet #sushi#introducing amazing Japanese ingredients(神経締め)

Arten von Hirame


Die folgenden Arten gelten als authentisch für Hirame. Entweder historisch, gemäß dem Verbreitungsgebiet oder nach der gängigen Praxis in der heutigen Gastronomie.

Paralichthys olivaceus
Pleuronectiformes > Paralichthyidae > Paralichthys

IUCN StatusNicht bewertet
Wirtschaftliche Bedeutung
Hoch

Fanggebiete
Pazifik (nordwestlich, westliches Zentrum), Asien (Binnengewässer)
Trivialnamen
Japanisch
hirame (ヒラメ、鮃)
Deutsch
Japanische Flunder
Englisch
bastard halibut, olive flounder

Im Folgenden werden diejenigen Arten aufgeführt, die als Substitute für authentische Arten im Hinblick auf Hirame betrachtet werden können. Dies kann entweder aufgrund ihrer genetischen Verwandtschaft oder aufgrund ihrer geschmacklichen und optischen Ähnlichkeit erfolgen. Die Auswahl ist subjektiv und orientiert sich nicht strikt an japanischen Konventionen, sondern berücksichtigt auch die Praktiken in den jeweiligen Verbreitungsgebieten, in denen die japanischen Speisen zubereitet werden. Diese flexible Herangehensweise erlaubt eine Anpassung an lokale Verfügbarkeiten und Präferenzen, während gleichzeitig der Kerngeschmack und die Textur, die traditionell mit Hirame assoziiert werden, bewahrt werden sollen.

Pseudorhombus cinnamoneus
Pleuronectiformes > Paralichthyidae > Pseudorhombus

IUCN StatusNicht gefährdet
Wirtschaftliche Bedeutung
Unbekannt

Fanggebiete
Pazifik (nordwestlich, westliches Zentrum)
Trivialnamen
Japanisch
ganzou birame (ガンゾウビラメ、雁雑平目)
Englisch
cinnamon flounder
Pseudorhombus pentophthalmus
Pleuronectiformes > Paralichthyidae > Pseudorhombus

IUCN StatusNicht gefährdet
Wirtschaftliche Bedeutung
Unbekannt

Fanggebiete
Pazifik (nordwestlich, westliches Zentrum)
Trivialnamen
Japanisch
tamaganzou birame (タマガンゾウビラメ、雁雑鮃)
Englisch
fivespot flounder
Scophthalmus maximus
Pleuronectiformes > Scophthalmidae > Scophthalmus

IUCN StatusNicht gefährdet
Wirtschaftliche Bedeutung
Unbekannt

Fanggebiete
Atlantik (nordöstlich, östlich), Mittelmeer (Mittelmeer und Schwarzes Meer), Pazifik (südwestlich)
Trivialnamen
Japanisch
ishi birame (イシビラメ)
Deutsch
Steinbutt
Englisch
turbot

Quellen und weiterführende Literatur


Bildnachweise


  • SushiPedia. Japanisches Fischerboot in der Herbstsaison. Alle Rechte vorbehalten ©
  • City Foodsters (Grace Chen, Jason Wang). Hirame, Sushi Tokami, Tokyo, JPN Date Visited: January 29, 2015. flickr.com. Einige Rechte vorbehalten: CC BY 2.0. Angewandte Änderungen: Helligkeit, Kontrast, Bildqualität, Weißabgleich
  • SushiPedia. Engawa Sushi - Das subtile Highlight aus der Sushi-Welt. Alle Rechte vorbehalten ©
  • SushiPedia. Hirame Sushi. Alle Rechte vorbehalten ©
  • Jun Seita. Hirame Kobu-jime (flatfish), Sushi Asao, Tsukishima, Tokyo SIGMA DP3 Merrill. flickr.com. Einige Rechte vorbehalten: CC BY 2.0. Angewandte Änderungen: Helligkeit, Kontrast, Bildqualität, Weißabgleich
  • SushiPedia. Produktionsdaten von Hirame (Paralichthys olivaceus) von 1950 bis 2018. Alle Rechte vorbehalten ©
  • City Foodsters (Grace Chen, Jason Wang). Hirame (Flat Fish), Sukiyabashi Jiro, Tokyo, JP, Date Visited: December 25, 2013. flickr.com. Einige Rechte vorbehalten: CC BY 2.0. Angewandte Änderungen: Helligkeit, Kontrast, Bildqualität, Weißabgleich
  • Unbekannter Autor. Engawa Hirame Sushi – Einzigartigkeit in Textur und Aroma. Alle Rechte vorbehalten ©
© Sushipedia
Veröffentlicht: 17.11.2020
Aktualisiert: 4.7.2024