18. Oktober 2020
10. Januar 2022

Ika Sushi

イカすし

Zehnarmige Tintenfische

Fotografie eines Ika Sushi

Was ist Ika (Zehnarmige Tintenfische)?

Die Gruppe der Tintenfische (tsutsuika-moku) und Sepien (kouika-moku) wird in Japan als Ika bezeichnet und umfasst eine große Zahl von möglichen Spezien. Über 300 Arten von Tintenfischen zählen zu den Zehnarmigen Tintenfischen. Davon haben etwa 30-40 Arten eine beträchtliche kommerzielle Bedeutung und sind oft ein wichtiger Bestandteil der jeweiligen Landesküche [Jereb et al., 2010]. Allein in den Gewässern um Japan leben dutzende Arten, von denen viele für die Zubereitung von Sushi und Sashimi genutzt werden.

Ika als Zutat für Sushi und Sashimi

Vor der Verbreitung von industriellen Kühlgeräten und Lieferlogistik, galt Ika als eine der klassischen gekochten Zutaten (nimono dane) für Sushi im Edomae-Stil. Heutzutage wird Ika hauptsächlich als Rohzutat verwendet; gelegentlich findet man auch blanchierte oder geröstete Abwandlungen. Bei der Verwendung als nigiri-zushi wird der Belag (tane) absichtlich mit markanten Schnitten (kakushi bōchō) versehen, damit dessen Form besser zu der des Reisballs passt.

Wie ich bereits erwähnt habe, übertrifft Sumi-ika als Sushi-Neta das Aori-ika der Sommerzeit (Großflossen-Riffkalmar).

- Jiro Ono, Sushi Chef (Sukiyabashi Jiro) [Satomi, 2016]

Ein Stück Tintenfisch-Sushi Nigiri (handgeformtes Sushi), dass mit Tintenfischtinte bestrichen wurde und auf der Theke eines Sushi-Restraurants liegt.

Eine gummiartige Konsistenz oder seltsam anmutender Geschmack sind Anzeichen für die Verwendung von unzureichend frischen oder für die Zubereitung von Sushi oder Sashimi weniger geeigneten Arten. Ika von guter Qualität ist knackig, aber dennoch zart und angenehm leicht im Geschmack. Das durchscheinende weiße Fleisch des Mantels hat eine feste Textur und einen milden Geschmack. Bei der Zubereitung als Sashimi findet sich neben der klassischen in Scheiben geschnittenen Zubereitung auch die Variante, dass das Fleisch in dünne Streifen geschnitten wird (ika somen). Die Arme finden in der Regel keine Anwendung für Sushi oder Sashimi, eignen sich aber gut für die gekochte oder gegrillte Zubereitung (ikayaki, いか焼き). Jungtiere, deren allgemeine Bezeichnung Ko-ika (子イカ) lautet, sind eine zeitlich begrenzt verfügbare Spezialität und werden sehr geschätzt. Als Beilage oder Garnierung eignen sich hervorragend frisch geriebener Wasabi, ein Stück vom Perillblatt (shiso) oder etwas Zitrussaft (sudachi) zum verfeinern.

Beste Saison


Die beste Jahreszeit ist stark abhängig von der jeweiligen Spezies und der Region, in denen Ika gefangen wurden. Insbesondere Importware ist in gefrorener From das ganze Jahr über erhältlich.

Ika in Japan

Die japanische Fischerei nach Ika lässt sich bis in die Heian-Zeit (794–1185) zurückverfolgen. Tintenfische wurden während der Heian-Zeit (794-1185) nach dem Engishiki (延喜式), einem Buch über Gesetze und Bräuche, dem kaiserlichen Hof vorgelegt [Arkhipkin et al., 2015]. Zu Beginn der 2000er Jahre gab Japan seine führende Position an China ab, sowohl was den Gesamtfang als auch den Verbrauch anging.

Tintenfisch-Tanz


In der Stadt Hakodate in der Präfektur Hokkaido, eine der größten Ika Fangregionen Japans, gilt der Pazifische Kalmar (surume ika) als Wahrzeichen der Stadt. Hakodate ist nicht nur bekannt als wichtiger Hafen, an dem Surume ika angelandet wird, sondern seit den 80er Jahren, auch für den Ika Odori, einem Tanz bekannt. Der Tanz widmet sich thematisch dem Tintenfisch und gilt als Hauptmerkmal des Hafenfestivals von Hakodate (hakodate minato matsuri).

Charakteristika & Ökologie von Ika (Zehnarmige Tintenfische)

Ein lebendiger Tintenfisch (Loligo vulgaris) liegt auf einer Leuchtplatte

Ika ist in allen Ozeanen der Welt zu finden, von flachen bis tiefen Gewässern. Es gibt keine im Süßwasser vorkommenden Arten. Die Gruppe der Kalmare ist an das Leben im freien Wasser angepasst, Sepien hingegen bevorzugen einen Habitat in Bodennähe. Die Gesamtlänge variiert je nach Art zwischen einigen Zentimetern bis zu mehreren Metern. Ika sind überwiegend kurzlebige Tiere, die je nach Art ein bis drei Jahre alt werden und typischerweise kurz nach dem Laichen sterben. Ika-Arten haben zehn Arme, von denen zwei als Tentakel dienen, die sehr beweglich sind und zum Fühlen und Greifen von Beute dienen.

Namensgebend ist die Tatsache, dass Tintenfische ein braun- bis grauschwarzes Sekret absondern können. Dieses Wehrsekret befindet sich in einem Muskelsack, der umgangssprachlich als Tintensack bezeichnet wird. Fühlt sich ein Tintenfisch bedroht, stößt er sein Sekret hinaus und kann im Sichtschatten der farbigen Wasserwolke fliehen. Auf der Flucht vor einem Feind, bewegt er sich mit hoher Geschwindigkeit, indem er Meerwasser zwischen Kopf und Körper einsaugt und es auf einmal aus dem Trichter bläst. Ein weiteres Merkmal von Tintenfischen ist, dass Sie die Farbe Ihres Körpers ändern können. Diese Fähigkeit wird für verschiedene Zwecke, wie zur Tarnung und der indirekten Kommunikation genutzt.

Großflossen-Riffkalmar (Aori-ika)


Foto eines Großflossen-Riffkalmar (Aori-ika) auf einem japanischen Fischmarkt.
Deutlich zu sehen sind die kurzen weißen horizontalen Linien auf dem Rücken des männlichen Aori-ika.

Der Großflossen-Riffkalmar, dessen Name im Japanischen Aori-ika lautet, ist leicht an seinen großen, abgerundeten Flossen zu erkennen, die sich fast über die gesamte Länge seines Mantels erstrecken. Der Ursprung des Namens Aori rührt daher, dass die Flossen entlang des Körpers, dem Aori (障泥) ähneln, einem Pferdegeschirr zum Schutz vor Schlamm. Seine Verbreitung erstreckt sich von Japan bis Australien und Neuseeland und von Hawaii bis Ostafrika, nördlich bis zum Roten Meer und südlich bis Madagaskar.

Aori-ika wird meist in Küstennähe gefangen und innerhalb kurzer Zeit angelandet, um möglichst frisch gehandelt zu werden. Das helle und leicht transparente Fleisch wird in Japan für die Zubereitung von Sushi und Sashimi sehr geschätzt und von nicht wenigen als der „König der Tintenfische“ (ika no ōsama) bezeichnet [Arkhipkin et al., 2015].

Bis Mitte der 90er Jahre wurde angenommen, dass die Populationen Shiro-, Aka- und Kua-Ika in Okinawa der gleichen Art angehören. In genetischen Studien konnte jedoch bestätigt werden, dass es sich um eng verwandte aber unabhängige Arten handelt [Izuka et al., 1994].

Goldener Tintenfisch (Sumi-ika)


Der goldene Tintenfisch wird in Japan allgemein Sumi-ika genannt, Sumi () ist das japanische Wort für Stangentusche, einem wichtigen Bestandteil der traditionellen japanischen Kalligraphie. Da sie zur Ordnung der Sepien (Kouika-moku) gehören, werden sie zusätzlich auch als Kou-ika bezeichnet. Darüber hinaus tragen sie noch die Bezeichnung Ma-ika, das im Japanischen für „echten Tintenfisch„ steht. Junge Tiere werden als Shin-ika bezeichnet, sind nur für eine kurze Zeit im Spätsommer verfügbar und gelten als sehr begehrt.

Sumi-ika zählt zu den mittelgroßen Tintenfischen, die etwa ein halbes Kilo wiegen, und gilt als wichtiger Bestandteil der japanischen Küche. Auffällig ist das goldene Band, das entlang der Rückenflossenbasis verläuft. Sumi ika wird wegen seines voluminösen und schmackhaften Fleisches für die Zubereitung von Sushi und Sashimi sehr geschätzt. Der hohe Gehalt an freien Aminosäuren macht das Fleisch besonders vollmundig und süß.

Kussmund Tintenfisch (Mongou-ika, Kaminari-ika)


Der Kussmund Tintenfisch (kaminari-ika) wird wegen seines dicken und wohlschmeckenden Fleisches sehr geschätzt und wurde in der Vergangenheit im Handel überwiegend als Mongou-ika bezeichnet [Fujiwara, 2020]. Als das verfügbare Angebot des angelandeten Fangs die Nachfrage nicht mehr decken konnte, wurden vergleichbare Arten aus Europa und Afrika relativ schnell auf den japanischen Markt importiert. In jüngster Zeit findet der Begriff eine sehr inflationäre Verwendung für viele große, importierte Tintenfischarten. Daher dominieren heute vergleichbare importierte Arten unter dem Namen Mongou-ika den japanischen Markt und machen Kaminari-ika zu einer begehrten Zutat.

Sonstige Arten


Neben den zuvor genannten Arten finden natürlich auch andere Arten ihren Weg auf die Theken etlicher Sushi-Restaurants. In Japan sind das unter anderem Torafukou-ika oder importierter gewöhnlicher Tintenfisch aus Afrika und Europa (youroppakou-ika bzw. deklariert als mongou-ika). In den USA und Europa finden wiederum der Humboldt-Kalmar, der Nordamerikanische Kalmar, der Gewöhnliche Tintenfisch, der Gemeine Kalmar sowie etliche weitere importierte Arten Verwendung.

Ökonomie von Ika

Tintenfische und Sepien (ika) haben eine enorme Bedeutung für die globale Fischereiwirtschaft, deren Anteil gemeinsam mit Oktopus einen Anteil von 7 % der weltweiten Fischerei ausmachen [FAO, 2020]. Der Verkaufspreis für Ika ist stark abhängig von der Art, Qualität, Herkunft, dem Angebot und der Nachfrage sowie anderen Faktoren.

Diagramm, das die Verteilung und den Verlauf der Fangmenge von Kalmaren und Sepien (jap. Ika) darstellt.
Kalmare bilden gegenüber den Sepien den überwiegenden Anteil der weltweiten Fangmenge an Ika.
Tintenfisch-Sushi auf einem Teller. 
				City Foodsters (Grace Chen, Jason Wang). 
				Sumi-Ika (Squid), Sukiyabashi Jiro, Tokyo, JP. 
				flickr.com. 
				Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0).
Tintenfisch (Ika) Sushi Nigiri auf einem Teller. 
				T.Tseng. 
				Aori ika, Sushi Amane, New York NY. 
				flickr.com. 
				Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0).

Weiterführende Informationen zum Urheber können dem Abschnitt Bildnachweise entnommen werden.

Video

Externes Video eingebettet von youTube.com: SUSHI LABO. Squid Sushi Nigiri【How to Make Sushi】

Warnungen

  1. PARASITEN: Das Fleisch, insbesondere von wild gefangenen Exemplaren, kann von Parasiten befallen sein, die Infektionskrankheiten verursachen. Eine Infektion kann vermieden werden, wenn das rohe Fleisch eingefroren und mindestens 7 Tage bei einer Umgebungstemperatur von -20°C oder tiefer gelagert wird. Pökeln und Einlegen in Salz- oder Essiglösung reicht nicht aus, um die Parasiten zu eliminieren. Wenn das Produkt in Aquakultur gezüchtet wurde, sollten nur rohe Meeresfrüchte aus Produktionsstätten verzehrt werden, deren Produkte für den Rohverzehr zugelassen sind. [FDA, 2021]

Spezies von Ika

Die folgenden Arten gelten als authentisch für Ika. Entweder historisch, gemäß dem Verbreitungsgebiet oder nach der gängigen Praxis in der heutigen Gastronomie:

Japanischer Name
Gewöhnliche Namen, Wissenschaftlicher Name
aoriika, akaika
アオリイカ、アカイカ
障泥烏賊
Großflossen-Riffkalmar
Sepioteuthis lessoniana
Familie: Loliginidae
hotaruika
ホタルイカ
Leuchtkalmar
Watasenia scintillans
Familie: Enoploteuthidae
kaminariika, mongouika
カミナリイカ、モンゴウイカ
Kussmund Tintenfisch
Sepia lycidas
Familie: Sepiidae
kensakiika
ケンサキイカ
Schwertspitzen Kalmar
Uroteuthis edulis
Familie: Loliginidae
kouika, sumiika
コウイカ、スミイカ
goldener Tintenfisch
Sepia esculenta
Familie: Sepiidae
surumeika
スルメイカ
Pazifischer Kalmar
Todarodes pacificus
Familie: Ommastrephidae
yariika
ヤリイカ
Speer Kalmar
Heterololigo bleekeri
Familie: Loliginidae

Die folgenden Arten können als Ersatz für Ika angesehen werden. Entweder auf der Grundlage genetischer Verwandschaft oder da sie geschmacklich oder optisch ähnlich sind:

Japanischer Name
Gewöhnliche Namen, Wissenschaftlicher Name
amerikakensakiika
アメリカケンサキイカ
Nordamerikanischer Kalmar
Doryteuthis pealeii
Familie: Loliginidae
amerikaoakaika
アメリカオアカイカ
Humboldt-Kalmar
Dosidicus gigas
Familie: Ommastrephidae
yoroppakouika
ヨロッパコウイカ
欧羅巴甲烏賊
Gewöhnlicher Tintenfisch
Sepia officinalis
Familie: Sepiidae
yoroppayariika
ヨロッパヤリイカ
Gemeiner Kalmar
Loligo vulgaris
Familie: Loliginidae

Quellen und weiterführende Literatur

  • [Arkhipkin et al., 2015]: Arkhipkin, Rodhouse, Pierce, Sauer, Sakai, Allcock, Arguelles, Bower, Castillo, Ceriola, Chen, Chen, Diaz-Santana, Downey, González, Amores, Green, Guerra, Hendrickson, Ibáñez, Ito, Jereb, Kato, Katugin, Kawano, Kidokoro, Kulik, Laptikhovsky, Lipinski, Li. World Squid Fisheries. Reviews in Fisheries Science & Aquaculture. Source.Volume 23 (2). Taylor and Francis, London. 2015.
  • [FAO, 2020]: The State of World Fisheries and Aquaculture (SOFIA), Sustainability in action 2020. Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), Rome. 2020.
  • [FDA, 2021]: Fish and Fishery Products Hazards and Controls Guidance, Fourth Edition – June 2021. U.S. Department of Health and Human Services, Food and Drug Administration Center for Food Safety and Applied Nutrition. 2021.
  • [Fujiwara, 2020]: 昌髙藤原. ぼうずコンニャクの市場魚貝類図鑑 (engl. Bozu Konyaku's Market Fish and Shellfish Book). Bozu Konnyaku Co., Ltd., Tokyo ぼうずコンニャク株式会社東京, zukan-bouz.com. 2020. https://www.zukan-bouz.com/. Online abgerufen am 27. Dezember 2021.
  • [Izuka et al., 1994]: 井塚 隆、瀬川 進、奥谷 喬司、沼知 健一. アイソザイムによる石垣島のアオリイカ個体群の遺伝的独立性の検証 (engl. Evidence on the existence of three species in the oval squid Sepioteuthis lessoniana complex in Ishigaki Island, Okinawa, southwestern Japan, by isozyme analyses). Venus (Japanese Journal of Malacology). Source.Volume 53 (3). The Malacological Society of Japan, Tsukuba (日本貝類学会, つくば市). 1994. doi:10.18941/venusjjm.53.3_217.
  • [Jereb & Roper, 2010]: P. Jereb, C.F.E. Roper. Cephalopods Of The World: An Annotated And Illustrated Catalogue Of cephalopod Species Known To Date. FAO Species Catalogue for Fishery Purposes No. 4, Vol. 2. Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), Rome. 2010.
  • [Jiji, 2018]: Jiji. Nippon Suisan develops alternatives for Japanese squid and imported salmon, as sushi and sashimi demand drives up prices. The Japan Times, Tokyo. 2018. https://www.japantimes.co.jp/news/2018/02/26/national/alternatives-japanese-squid-imported-salmon-sushi-sashimi-developed/#.WpURuoPFKpp. Online abgerufen am 27. Dezember 2020.
  • [Keiji et al., 1991]: 奈須敬二、奥谷喬司、小倉通男. イカ-その生態から消費まで (engl. Squids and Cuttlefish, from Its Biology to Consumption). Seizando Shoten Publishing Co., Tokyo ( 株式会社 成山堂書店、東京都). 1991.
  • [Satomi, 2016]: Shinzo Satomi. Sukiyabashi Jiro. Vertical Inc., New York. 2016.
  • [Sonu, 2018]: Sunee C. Sonu. Squid Supply, Demand, And Market Of Japan. U.S. Department Of Commerce, National Oceanic And Atmospheric Administration, National Marine Fisheries Service, West Coast Region. 2018.

Bildnachweise

  1. City Foodsters (Grace Chen, Jason Wang). Sumi-Ika (Squid), Sukiyabashi Jiro, Tokyo, JP. flickr.com. Lizenz: Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0). Veränderungen vorgenommen: Bildqualität, Helligkeit, Kontrast, Farbe, Schärfe, Anschnitt.

  2. T.Tseng. Aori ika, Sushi Amane, New York NY. flickr.com. Lizenz: Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0). Veränderungen vorgenommen: Bildqualität, Helligkeit, Kontrast, Farbe, Schärfe, Anschnitt.

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